Greiz weit mehr als nur Deindustrialisierung
„Wir wurden sehr oft gefragt, warum wir uns gerade für Greiz entschieden haben“, so Markus“Wiese gleich zu Beginn des Vortrags. Ganz einfach, den beiden Studenten sei bei einem Besuch sehr schnell bewusst geworden, dass Greiz weit mehr sei, als nur Deindustrialisierung und das generelle Denken über die Wirtschaftskraft vor Ort. Darauf sollte man die einstige Residenzstadt nicht reduzieren. „Greiz besitzt eine riesengroße Ansammlung von Kultur, Geschichte, Erzählungen und Bildern“, so Simon Korn. Dies sei die Ausgangssituation für ihre Arbeit gewesen.Anhand von Interviews, Begehungen und Stimmenfang im sozialen Netzwerk Facebook entstand eben jenes Potpourri an architektonischen Schmankerl für Greiz mit dem erklärten Ziel, die Stadt lebendiger zu gestalten. Dabei formulierten Wiese und Korn vier Intentionen: Die Kernstadt fokussieren, urbane Eingänge markieren, Greiz an den Fluss bringen und städtische Identitäten schaffen. Und damit dies gelingt, griffen sie auf die „Sieben Setzungen“, dem Herzstück ihrer Präsentation, zurück. Dabei handelt es sich um bauliche Visionen, mit denen diese Ziele erreicht werden können wie beispielsweise dem „Stadtbalkon“ am Alten Marstall, auf dem die Greizer verweilen können und der den Stadteingang im Osten markiere, zum anderen die „Ex-Factory“, ein verwaistes Fabrikgebäude, das den Eingang im Süden symbolisiere. Dann wäre noch das „Flusshotel“. Hier könnten die Gäste die Elster erleben, die man ebenfalls mehr in das Bewusstsein der Greizer rücken müsse, da der Fluss auch ein Identitätsstifter sei, wie die Studenten betonten. Des Weiteren gehöre noch die „Stadtlandschaft“ dazu, die die Neustadt an den Fluss bringen und Erlebnisräume schaffen soll sowie der „Bergschnitt“, der sich eben in den Schlossberg schneidet und den Besuchern problemlos Zugang auf das Obere Schloss verschaffe. Schließlich die „Akropohlitz“, ein Unterfangen, das die Plattenbausiedlung inPohlitz aufgreift. Dieser wollen sie eine neue architektonische Qualität verleihen, im Kern jedoch an dem Stil festhalten. Dazu gesellen sich noch die generellen „Identitätsstifter“ – Gebäude, Flächen, Orte – im Stadtbild, die eben das Bewusstsein für Greiz schärfen sollen. „Bei den Setzungen muss nicht das ganze Areal neu geplant werden. Es handelt sich eher um kleine, feine und punktuelle Eingriffe in das städtische Gesamtbild“, so Simon Kornabschließend.“Es ist meines Erachtens nach eine außergewöhnliche Arbeit“, so das Resümee von Bürgermeister Gerd Grüner (SPD). Diese Meinung hatte er sicherlich nicht exklusiv, schließlich gab es reichlich Applaus für die Studenten. Die „Ideensammlung“, so das Stadtoberhaupt weiter, besitze einen gewissen Charme, da sich generell in den nächsten Jahren im alt- und neustädtischen Bereich einiges ändern werde. Grüner verwies damit auf das Hochwasser vom Juni 2013 und den geplanten Schutzmaßnahmen.“Das war sehr kreativ und innovativ. Es bedarf heutzutage besonderer Ideen, um die Langweiligkeit ostdeutscher Kleinstädte zu überwinden“, so Uwe“Pierburg nach dem Vortrag. Dass die Vorhaben aus finanzieller Sicht nicht so einfach umzusetzen wären, sei wohl allen bewusst. Entscheidender sei die eigentliche Idee, so der 57-Jährige. Der Vorschlag, den Marstall in Greiz in eine Wiese umzufunktionieren, fand Pierburg sehr ansprechend und würde zudem nicht viel kosten. „Es ist wichtig, von Außenstehenden einmal eine Meinungen zu hören“, resümierte Christine“Knoll. Ihr imponierte besonders die Überlegung hinsichtlich mehr Optionen für Aufenthalte an der Elster.